Blasierte Reaktion auf kritische Frage

Bericht „Wewers ermahnt Politik zur Sachlichkeit“
Stimberg Zeitung 27. März 2021

Hans-Joachim Lehmann, Beisitzer im Vorstand der UWG

Nicht zum ersten Mal zeigt Carsten Wewers mit einer blasierten Reaktion auf eine kritische Frage zu einem angesagten Thema, wie schwach er als Bürger­meister ist. Wie kompromittierender kann man als oberster Verwaltungsbeamter der Stadt auf eine Anfrage der Grünen zu den Ursachen der seit längerer Zeit zu beobachtenden weit über 100 liegenden Sieben-Tage-Inzidenzen mit der Aussage antworten, dass er für die Beurteilung der Entwicklung nicht zuständig sei sondern die Experten der Gesundheitsbehörde? Um dann noch mit einer nicht zu überbietenden Hybris zu ergänzen, dass dies doch bereits allgemein bekannt sein sollte, und es doch die Pflicht jedes Ratsmitglieds sei, den Ball flach zu halten.

Hallo, wo sind wir denn. Geht dem Bürgermeister die Entwicklung in Oer-Erkenschwick so am A… vorbei? Ist es ihm egal, wo Hotspots liegen oder ob besondere Infektions­wege oder Lebenssituationen in unserer Stadt existieren, die zu dem aktuellen Zustand geführt haben? Man bedenke: Die Sieben-Tage-Inzidenzzahl für Oer-Erkenschwick liegt am 27. März bei 232,3. Das sind – bezogen auf die Einwohnerzahl von Oer-Erkenschwick – 73 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen oder im Durchschnitt zehn Neuinfi­zierte pro Tag in unserer Stadt. Oer-Erkenschwick liegt mit seinen Inzidenzzahlen seit Längerem – man ist versucht zu sagen – uneinholbar an der Spitze der Kreisstädte. Und dem Bürgermeister sind die Ursachen der Anschwellung der Infektionen piep egal!? Für was fühlt sich der Bürgermeister eigentlich verantwortlich? Für die Wärmung seines Chefsessels?


Und ich frage mich, ist eigentlich mit Ausnahme der Grünen den anderen Ratsmitgliedern die Entwicklung der Infektionszahlen in unserer Stadt ebenso egal wie der offenbar schlafmützigen und unfähigen Verwaltungsspitze? 55 Tote und 73 Neuinfektionen in den letzten sieben Tagen lassen grüßen.

Hans-Joachim Lehmann
 


Der Leserbrief wurde in der Stimberg Zeitung nicht veröffentlicht. Stattdessen erschien der folgende redaktionell aufbereitete Artikel.


Die Stimberg Zeitung schreibt:



Kritik an Wewers‘ Corona-Aussagen
Nach Grünen-Anfrage: UWG wirft dem Bürgermeister Blasiertheit vor.

Stimberg Zeitung 30.03.2021


OER-ERKENSCHWICK. Bürgermeister Carsten Wewers (CDU) steht wegen seiner Aussagen zum Anstieg der Corona-Infizierten in der Kritik. UWG-Vorstandsmitglied Hans-Joachim Lehmann wirft ihm Blasiertheit vor. Nicht zum ersten Mal zeige Wewers, wie schwach er als Bürgermeister sei. Dies belege dessen Äußerung, wonach er für die Beurteilung der Entwick­lung der Infizierten-Zahlen nicht zuständig sei, sondern die Experten der Gesundheitsbehörde, sagt Lehmann.


Und weiter: „Um dann noch mit einer nicht zu überbietenden Hybris zu ergänzen, dass dies doch allgemein bekannt sein sollte, und es doch die Pflicht jedes Ratsmitglieds sei, den Ball flach zu halten.“


Die Grünen hatten den Bürgermeister um Informationen gebeten, ob es Hotspots oder besondere Infektionswege oder Lebenssituationen in Oer-Erkenschwick gibt. Sie seien von mehreren besorgten Bürgern angesprochen worden, nachdem der Inzidenzwert sprunghaft gestiegen war und deutlich über dem Durchschnitt im Kreis Recklinghausen liegt. Wewers beschied Grünen-Fraktionschef Armin Ziesmann, dass es nicht seine Aufgabe als Bürgermeister sei, mögliche Ursachen für diese Entwicklung zu benennen. Er verwies stattdessen auf die Gesundheitsbehörde beim Kreis. Dass die zuständig sei, sollte eigentlich jeder wissen. Sein Schreiben schloss der CDU-Bürgermeister mit der Bemerkung, er erwarte, dass die Ratsmitglieder sachlich mit der Situation umgehen.


UWG-Mann Lehmann hält diese Belehrung für unangebracht: „Für was fühlt sich der Bürgermeister eigentlich verantwortlich? Für die Wärmung seines Chefsessels?“ Er frage sich darüber hinaus, ob den Ratsmitgliedern mit Ausnahme der Grünen die Entwicklung der Infektionszahlen in Oer-Erkenschwick ebenso egal sei, „wie der offenbar schlafmützigen und unfähigen Verwaltungsspitze“.


Zu Wewers‘ Äußerung haben sich mehrere Leser zu Wort gemeldet.
 


Meinung


Von Jörn Tüffers


Wewers verschanzt sich


Da hat sich Carsten Wewers in Wortwahl und Ton vergriffen. Den Grünen indirekt vor­zuwerfen, sie würden die steigenden Coro­nazahlen für ihre politischen Zwecke zu missbrauchen, ist eine Missachtung einer Frage, die sich viele Bürger stellen: Warum stecken sich so viele Menschen in Oer-Er­kenschwick mit dem Virus an? Da muss man vom Bürgermeister einer 30.000-Ein­wohner-Stadt mehr erwarten, als sich hinter den Experten im Gesundheitsamt des Krei­ses zu verschanzen. Die Bürger, die in Sor­ge sind, wie Wewers sicher selbst, verdie­nen Antworten – und sicher auch Konzepte, damit eine weitere rasante Ausbreitung von Covid-19 vermieden werden kann. Belässt es Wewers bei solch relevanten Themen bei Allgemeinplätzen, werden Reaktionen aus der Politik und von Bürgern nicht aus­bleiben.