Wahrheitsgetreuer Journalismus sieht anders aus. Dieser Leitspruch sollte insbesondere für das sensible Thema „Zwangsarbeiter für Ewald-Fortsetzung“ gelten. Das jahrzehntelang verdrängte, düstere Kapitel Oer-Erkenschwicker Stadtgeschichte sollte daher auch nicht für die politische Imagepflege eines jungen CDU-Politikers für den anstehenden Bundestagswahlkampf instrumentalisiert werden.
Offensichtlich wurde verdrängt, dass der damalige UWG-Fraktionsvorsitzende den Ratsantrag mit initiiert und formuliert hat, eine Gedenkstätte für die Zwangsarbeiter zu errichten. Es war auch nicht „die Union“, die das Thema in den Stadtrat einbrachte, sondern es gab einen gemeinsamen, interfraktionellen Antrag von CDU, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, UWG und O-E 2020.
Im Übrigen wurde vom Rat auch einstimmig beschlossen, dass die Kosten der Maßnahme von der SEG getragen werden. Jetzt den Eindruck zu erwecken, „offen war nur die Finanzierung“, und der
Bürgermeister sei der „finanzielle Retter“ des Projektes (Online-Ausgabe der SZ vom 18.02.2021), zeigt, dass selbst
langjährige Lokalreporter der STIMBERG ZEITUNG eine gewissenhafte Recherche für überflüssig halten. Es wäre schade, wenn so der Eindruck haften bliebe, dass selbst in einer Kleinstadt wie
Oer-Erkenschwick „politischer Auftragsjournalismus“ salonfähig würde.